Sechzehnter Auftritt.

[58] Nünecke. Frau Nünecke. Bremser, am Eingangstor bis zum Abgang der Frau Nünecke beschäftigt, kommt erst kurz vor dem Schluß der Szene in den Vordergrund.


FRAU NÜNECKE. Jetzt komm, Alter, jetzt gehen wir auch –

NÜNECKE. Geh nur – ich bleibe noch 'n bißchen hier, es gefällt mir hier.

FRAU NÜNECKE. Du bist wohl nicht recht bei Trost?

NÜNECKE für sich. Womit soll ich mir auch trösten? Laut. Ich warte hier bis die Agnes zurückkommt, damit ich gleich erfahre, wie es steht. – Ich komme schon nach.

FRAU NÜNECKE. Daß du aber dann kommst.

NÜNECKE. In zehn Tagen – Minuten, in zehn Minuten will ich sagen.

FRAU NÜNECKE. Adieu indes!

NÜNECKE. Du Alte, komm mal her – gib mich 'n Kuß.

FRAU NÜNECKE. Nanu? Was ist denn los?

NÜNECKE für sich. Los nichts, aber feste!

FRAU NÜNECKE. Du hast ja schon zehn Jahre keinen mehr verlangt, was fällt dir denn heute ein?

NÜNECKE gibt ihr einen Kuß und schluchzt laut. Ich bin heute grade so gut aufgelegt.

BEIDE umarmen sich.

FRAU NÜNECKE geht durch die Mitte ab.

NÜNECKE zu Bremser mit Pathos. Jetzt Euer Gefangener!

BREMSER läßt ihn erste Kulisse Nr. 27 ein und schließt die Tür.

NÜNECKE erscheint mit dem Gesicht an der Luke. Sie – hören Sie mal, wenn jemand nach mir fragen sollte – ich bin nicht zu Hause. Zum Publikum. Wat ick mir davor koofe!


Verwandlung.


Quelle:
O.F. Berg und D[avid] Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht. Leipzig [o.J.], S. 58-59.
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