Wenns dämmert

[331] Und Tag um Tag geht still dahin,

Und meine ruhigen Augen sehn,

Wie alle Wünsche wunschlos still

In eine blasse Dämmerung gehn.


Dich lieb ich, du! Oh komm, sei mein!

Ein grauer Nebel kommt und steht.

Wo bist du?! Alles grau und leer.

Und mein Begehren wankt und geht.
[331]

Wohin, wohin!? Ich seh kein Licht,

Ins Graue schwindet, was ich will.

Laß gehn dahin und frage nicht,

Laß gehn dahin und blicke still.


Wunsch geht und Welt geruhig hin,

Und meine ruhigen Augen sehn,

Wie alle Wünsche wunschlos still

In eine blasse Dämmerung gehn.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 331-332.
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Irrgarten der Liebe
Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)