Wahrheit und Wahn

[428] Wo wächst die Wahrheit?

Hinter dem Zaun, im Feld,

Tief in der Wiese, im Wald:

Ueberall, überall.
[428]

Aber über sie her

Weht seine Halme der Wahn,

Die Brotfrucht.


Willst du ihn ernten, den nährenden, greif

Zu Sichel und Sense.

Aber die Wahrheit zu pflücken genügt

Die Hand eines Kindes.


Drum siehst du sie öfter im Strauße des Dichters,

Als in den Tennen der klugen Leute.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 428-429.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)