20. Der Grubenholzmann.

[18] Mündlich von Mögglingen.


In Mögglingen, Unterböbingen und der Umgegend wissen die Leute viel vom »Grubenholzmann« zu erzählen. Er sieht verschiedenartig aus. Bald läßt er sich als Fuhrmann, bald als großer, mehlsackähnlicher, kopfloser Körper, bald als winzig klein Hündlein sehen. Bei Mögglingen ist der »Grubenholzwald«, von dem er seinen Namen hat, weil er dorther kommt und dort seinen Wohnplatz haben soll. Von diesem Wald aus macht er seine Runde in der Mögglinger Markung. Von der »Teufelsmauer« her geht's durch den genannten Wald über den Hollohof den Wald herab, der eine Stunde lang ist, dann auf die Brakwang, den Gratwolhof; dort gibt's eine Schwenkung gegen Bäbingen, dem Barenberg-Grund zu. Als Fuhrmann kommt der Grubenholzmann gern mit sechs Rappen und fährt den Wolfertsberg hinauf. Einen Mann von Mögglingen, im äußersten Haus draußen, weckte der Fuhrmann mal und bat ihn um Vorspann. Weil er kein Roß hatte, spannte er seine Kühlein vor. Wie der Bauer seine Geißel schwingt und ruft: »nun so hott in Gottsnamen!« war das Fuhrwerk mit den Rossen schon den Wolfertsberg droben, und zwar ging's hinterfür hinauf. Der Bauer stand mit seinen Kühen da und schaute verwundert drein. Der Fuhrmann ging wieder dem Grubenholzwald zu, er aber heim. Auf den umliegenden Höfen weiß man noch manches Stücklein vom »Grubenholzmann.«

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 18-19.
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