43. Das Muotisheer bei Poltringen.

[35] Mündlich.


Ein alter Lehrer in Hirschau erzählte oft, wie er mal noch spät von Poltringen heim sei nach Hirschau. Zwischen Pfäffingen und Poltringen sei es eben gewesen: da hörte er plötzlich ein furchtbares Jagen und Rufen und verworren Schreien. Er sprang über Hals und Kopf, um noch zu dem nächsten Feldkreuz zu kommen. Aber im Nu rief's schon hinter ihm her:


Hû, hû, hû,

Auss em Wëeg!


Glücklicher Weise hatte er das Kreuz erreicht und so gewaltig umklammert, als ob er angewachsen wäre. In dem nämlichen Augenblicke zog eine große Schaar Reiter auf Schimmeln und Rappen an ihm vorbei, die Reiter alle ihre Köpfe unter dem Arm. Er kam glücklich davon; hätte er das Kreuz nicht erreicht, so wär's ihm gewiß nicht gut gegangen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 35.
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