50b. Die guten Erdluitle beim Schuhmacher.

[40] Mündlich von Tübingen.


In der Nähe von Marbach, in einem Dorfe (der Erzähler konnte mir's nicht mehr genau sagen), war ein Schuhmacher, ein gar christlicher und allgemein beliebter Mann. Zu dem kamen jede Nacht Erdluitle. Er hatte immer viel Arbeit und machte sie so gut und schön, wie kein anderer Schuhmacher im Orte. Nachts, vor er in's Bett ging, warf er Schuhe und Stiefel und Alles, was man ihm Tags über zum Machen brachte, unter sein Schuhmacherbänkle, sagte jedesmal dazu: »so, besorgt mein Sach pünktlich und gut!« Sowie er im Bett und alles ruhig war, ging's an ein Trippeln und Trappeln, an ein Hämmern und Klopfen, und Morgens, wenn man aufstand, lag Alles schön und prächtig und gut gemacht da. Der Schuhmacher hatte viele[40] Kunden überall her, auch von auswärts, wurde bald ein reicher Mann. Wäre er nicht so rechtschaffen gewesen, so wären die Erdluitchen nie bei ihm geblieben26.

26

Grimm, Myth. I. 2. 425, »die friedlichen Leute, gute Nachbarn.« W.M. Ztschr. IV. 171. Th. Vernaleken, Mythen und Bräuche S. 237 ff. »Guoten leutlan« heißen sie im Lesachthal W.M. Ztschr. III. S. 34. Nr. 2. Schambach und Müller, niedersächs. Sagen S. 39. Nr. 3. 4. 1. 2.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 40-41.
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