61. Der Poppele von Hohenkrähen.

[47] Mündlich.


Der Poppele von Hohenkrähen ist nur in Friedenszeiten daheim, zur Kriegszeit ist er fort im Krieg.

Der Poppele weiß Jedermanns Namen und ruft Jedermann bei seinem Namen.

Wenn Mägde und Knechte beim Essen saßen, machte der Poppele auf einmal alles Vieh los, trieb es zum Stalle hinaus. Die Dienstboten mußten es wieder eintreiben. Deß freut er sich und lacht von ferne.[47]

Ein Glaser kam mal des Wegs; Poppele machte sich schnell zu einem Baumstumpen, der abgesägt am Wege stand. Kaum hatte der Glaser seine Glaskräze abgestellt, so fing der Baumstumpen an zu tanzen; das Glas fiel hinunter und zerbrach zu tausend Scherben. Der Poppele sprang, was er verlaufen konnte, davon, den Berg hinauf und lachte laut den Glaser recht aus.

Poppele fuhr öfters und saß auf, wenn ein Fuhrwerk kam, that aber allemal dem Fuhrmann einen Schabernack an. So fuhr mal der Urähne vom Wurmlinger Waldschützen mit Obst von Singen nach Mühlhausen. Poppele saß auf, machte, nachdem er genug gefahren, die Sperrkette los, daß man sie fast verloren hätte. Poppele rief: »Jörglẽ, Jörglẽ, de håşt deẽ Sperrkettem verlåere!« So rief der Mann: »Du Halunck, du Schlink.l, hättişt se nõ hange leõ!« Poppele sprang davon und lachte recht herzlich den Berg hinauf35.

35

B. Baader, Sagen, 2. Samml. S. 2. Nr. 5. Meier S. 76 bis 80. Nr. 1-7. B. Baader, bad. Volkssg., 2. Samml. S. 1. Nr. 2. Schnezl. I. 95. 96.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 47-48.
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