115. Der Schatz im Varrenwald.

[84] Mündlich von Rottenburg.


Bei Thalheim in der Steinlach ist der sogenannte Varrenwald. In dem soll ein Schatz liegen: es sei eine alte Kriegskasse. Ein Bauer ging mal hinaus, um Holz zu machen, da kam ein schneeweiß gekleidet Fräulein, die ihm winkte und ihn anredete, er möchte mit ihr ein Stücklein weiter gehen. Durch langes Reden willigt er ein, und wie sie auf ein gewisses Plätzlein kamen, sagte Waldfräulein zu ihm, er solle mit seiner Axt in den Boden hauen. Bauer that es, und beim ersten Hieb sprang ein Pudel heraus. Dann hieß sie ihn nochmal hineinhauen, und ein steinalt Männlein sprang hervor mit einem Büchlein, in das der Bauer seinen Namen schreiben sollte. Der Bauer weigerte sich dessen und hielt an um acht Tage Bedenkzeit; er wolle mit seinem Weibe sprechen. Das Fräulein sagte darauf: »der mußt es sagen, der verfluchten Raffel!« Der Bauer getraute sich nicht mehr dahin, und der Schatz liegt noch immer im Walde.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 84.
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