119. Der merkwürdige und weltberühmte Geist Baldian.

[89] Aus einem alten Kirchenbuche aus dem Neresheimischen.


Zu Hohenbaldern war ein verdammter Geist Baldianus, ehedessen Landesherr dieses Orts, bei einem weltberühmten Schatze. Pater Guido, der ihn aus dem Katzenthurm heben wollte, hat der böse Baldian mit seinen Klauen die rechte Seite herab aufgerissen und unter den eisernen Ofen geworfen. Vier Wochen hat Pater Guido nicht mehr Wasser, sondern lauter Blut von sich gelassen. Da kam der »Gutsgeist« von Westerstetten, heilte ihn und gab ihm Mittel und Wege an, den Schatz zu bekommen. Alsdann hat Guido den Geist Baldian in den Bopfinger Nipf delegirt, und seinen höllischen Satan, der ihm beistand, damit. Jezt war der Schatz mit leichter Mühe auf Hohenbaldern zu heben. Der Schatz wurde vom Katzenstein bis Baldern gebracht, von Pater Guido in's Schloß, in's sog. Hühner-, jezt Geisthaus, mit Bequemlichkeit und auf sein Zimmer gethan. Siebzehn Kisten wurden mit dem Schatze gefüllt. Außerdem hat der »gute Geist des Herrn von Westerstetten« noch ein Trühlein unbezahlbarer Schätze eingehändigt, das alles man[89] da brauchen möge zu Gottes Ehr, zum Nutzen und Trost der Armen69.

69

Vgl. der Schatz zu Hohenbaldern und Katzenstein v.K. Elze. Deutsches Mus. 1858 Nr. 24.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 89-90.
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