263. Wahrzeichen auf dem Leprosenberg.

[169] Mündlich.


In der Kirche auf dem Leprosenberg bei Wurzach ist eine[169] Votivtafel. Darauf befindet sich ein Jäger in roter Kleidung mit Schwert und altmodischer Büchse. Ihm gegenüber sieht man Männer mit Laternen und Glöcklein in der Hand, sowie einen Hund, der diese zu seinem Herrn hinzieht. Die Sage geht: Ein Graf von Wurzach war einst in tiefen Schnee gerathen oder sei es in einen Sumpf versunken, man meint im Wurzacher Ried. Des Grafen Hund sprang eiligst zurück, um Hilfe zu holen. Kam auf den Leprosenberg, zerrte und zog an den Sondersiechen oder Kranken, die zahlreich dort zusammen gebracht waren. Die Siechen wußten nicht recht, um was es sich handelte und was sie thun sollten, weil sie bei Nacht das Pesthaus nicht verlassen durften. Des Grafen Hund gab keine Ruhe, bis ihm die siechen Leute folgten, denen er freudig winselnd voransprang und den Weg zeigte. Siehe! da kamen sie zu dem versunkenen Grafen, und wenn sie nicht in demselbigen Augenblick gekommen wären, so wäre er unrettbar verloren gewesen138.

138

Vgl. Leutkircher O.A. Beschreibg. S. 245.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 169-170.
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