296. Nachtweible bringt leere Spindeln.

[187] Mündlich von Baisingen.


In Baisingen spann mal ein altes geiziges Weib noch lange in die Nacht und den Morgen hinein, ohne Licht, beim bloßen Mondschein, um kein Licht zu verbrauchen. Zwischen elf und zwölf Uhr kam das »Nachtweible« und brachte zum Fenster herein einen Kraten voll Spindeln und sagte zu dem alten Weib: »Wenn du bis zwölfe nicht vollgesponnen, so werd ich dich holen!« Nachtweiblein verschwand. Das alte Weib besann sich lange; endlich kam sie auf den Gedanken: spann auf jede Spindel drei Fäden und sagte jedes Mal im Namen Gottes † des Vaters, des † Sohnes und des † heiligen Geistes. Als alle so angesponnen waren, sezte sie alle ordentlich wieder in den Kraten, stellte ihn hin und legte sich zu Bette. Morgens war kein Fädlein mehr davon zu sehen161.

161

B. Baader, bad. Volkssagen 1851 S. 36. Nr. 45. II. Abthlg. Nr. 62. Kuhn und Schwarz, nordd. Sg. S. 153. Schnezler II. 635.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 187.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben