333. Der Schwedentrunk.

[218] Mündlich.


Die Schweden haben die Leute zum Geständniß bringen wollen, wo sie ihr Geld hätten, auf folgende Weise: Sie warfen einen zu Boden, banden Händ und Füß fest, steckten ihm einen Trichter in den Mund oder sperrten ihn durch Hölzer gewaltsam auf, schütteten allerlei unfläthige Wasser hinein, besonders gerne Mistjauche. Dies geschah so lange, bis die Leute angefüllt und aufgeloffen waren. Viele seien daran gestorben, Andere haben diesen Trunk ihr Leben lang empfunden. Wieder Andern haben die Schweden Stricke und Seiler um die Kopf geraittelt, Händ und Füß zusammengebunden und also aufgehängt. Wieder Andern haben sie Kluppen an die Finger gelegt und mit Zwingen nicht nachgelassen, bis das Blut an den Nägeln hervorfloß191.

191

Derlei Traditionen von den bösen »Schweden« gibt es jezt noch allerorten im Schwabenland. »Schwed« hieß Alles, was Grausamkeit übte; oft hießen »Gartende Knecht, Kaiserliche, Räuber« geradezu Schweden. Der Name »Schwed« flößte den nämlichen Schrecken ein, wie im Elsaß »Pandur«, das jezt noch als Kinderschrecken dient. Kinderreime auf die Schweden sind häufig zu finden.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 218.
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