458. Handwerksbursche von Geistern begraben.

[290] Mündlich.


Bei einem Bauer im Oberland mochte kein Handwerksbursche ein zweites Mal über Nacht bleiben. Das kam daher, daß Nachts um 12 Uhr, wenn der Bursche auf der »Kautsche« (Pritsche) lag, unter großem Gepolter vier Kerle mit Schaufeln und Hacken zur Thüre herein kamen. Sie hoben alsdann die Bretter am Stubenboden auf und fingen an ein Grab zu scharren, während einer von den Vieren von Zeit zu Zeit an dem daliegenden Burschen Länge und Breite des Körpers abmaß, um sie mit dem Umfang des Grabes zu vergleichen. Natürlich überfiel den armen Burschen jedesmal eine entsetzliche Angst, und kam es so weit, daß er laut aufschrie, erschien der Bauer gleich mit der Laterne und aller Spuk war spurlos verschwunden. Aber das letzte Mal wagte der Handwerksbursche nicht zu schreien, ehe die Vier mit ihrem Grab fertig wurden, und diesen begruben sie lebendig. Von dort an kamen die Gespenstigen nicht mehr. Als man aber unter dem Stubenboden nachgrub, war nirgends eine Spur von dem Handwerksburschen zu sehen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 290-291.
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