459. Der Hegäuer.

[291] Mündlich.


Seit alten Zeiten her weiß man in der Umgegend von Weilheim und Wurmlingen vom »Hegäuer« beim neuen Kreuz zu erzählen. Das neue Kreuz steht halbwegs in den Wiesen zwischen beiden genannten Ortschaften. Bald kommt[291] der Hegäuer als »Geiß«, »Pferritgeiß« genannt, von den dortigen Wiesen also zubenannt, und läuft einem immer im Weg um, daß man nimmer weiter kann. Wieder steht er vor einem als Wolkensäule, daß einem alles Sehen vergeht und man schrecklich irre läuft. Desgleichen macht sich der Hegäuer zu einer hohen, hohen Mauer und Niemand mag mehr weiter gehen. Einer, welcher auswich, kam über's Wasser und spürte nichts Nasses. Als Hund läßt sich der Hegäuer oft auch sehen; wenn er brummt; so brummt das ganze Thäle zusammen, als ob's lauter Hunde wären. Stehlen kann er nicht leiden. Beim Kreuz ist man sicher.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 291-292.
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