605. Gott Vater und Moses.

[381] Mündlich.


Als einst unser Herrgott zum Himmelsfenster herausschaute und Moses in seinem Hause das Gleiche that, fing nach einer kleinen Weile Mose über Gebühr zu lachen an. Unser Herr fragte ihn: »Mose, was lachst du?« »Ei, versezte[381] Mose, weil du gar so einen langen Bart in die Welt herabhängst.« Da lächelte unser Herrgott und sprach: Mose, Mose, du bist auch nicht der Schönste, drum besieh dich einmal im Spiegel. Als Moses dies thun wollte, zerriß er im Zurückziehen des Kopfes die Fensterscheiben, und als er sich an den Kopf griff, hatte er Hörner!311

311

Ueber das »Himmelsfenster« vgl. Rochholz A.S. II. 133, wo eine Reihe Bemerkungen darüber sind. Paulus Diaconus weiß vom Gotte Wodan I. 8 zu berichten, daß derselbe im Himmel ein Fenster hat, durch das er früh Morgens auf die Leute herunter zu schauen pflege; Haupt, Zeitschrift V. 1. – Gott Vater, der hie und da zum Himmelsfenster herausschaut, Stöber S. 219 ff.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 381-382.
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