54. Schülerbrauch in Ailringen.

[33] Die Ailringer Jugend freut sich immer sehr auf den Fastnachtsonntag, besonders die Knaben, welche aus der Schule entlassen werden. An diesem Tage wird nämlich der »Butz« gemacht. Einer der genannten Buben wird ganz mit Stroh umbunden (besonders Erbsenstroh), und der Butz, so heißt er jetzt, unter zahllosem Gefolge durch das Dorf geführt; vor jedem Haus wird angehalten, und auf ein gegebenes Zeichen schreien alle Anwesenden, so laut sie können:


Eier raus,

Der Butz ist haus!


So wird etliche zwanzig Mal gesungen, und wenn sich was am Fenster zeigt, gehalten. Läßt sich Niemand was zu geben sehen, so wird dennoch eine Pause gemacht. Gibt man keine Eier, so geht 's Liedchen von Neuem an, bis vier oder fünf[33] Eier oder Geld herunterkommen. Haben sie jedes Haus angesungen, so wird der Liedlohn getheilt. Der »Butz« erhält sechs Eier zum Voraus. Das Uebrige theilen die Buben, welche aus der Schule entlassen worden; alle andern bekommen – nichts.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 33-34.
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