68. Das Fastnachtküchle auf dem Wurmlinger Rathaus.

[52] Schon im Herbste beim Vorlaß des Weines that sich eine Anzahl junger Männer zusammen, es konnten auch Ledige dabei sein, zum Zwecke: Wein zusammen zu schießen. Jeder brachte ein oder zwei Schöpfkübel voll in das gemeinschaftliche Faß. Der Wein wurde bis zur Fastnacht aufbehalten (uffg.hebt). An der Fastnacht ging man herum bei allen Mittheilhabern und sammelte Eier, Schmalz, Butter und Mehl. Hatte man ein Quantum beisammen, so begaben sich damit die Weiber auf's Rathaus und bucken Küchlein. Die jungen Ehemänner kamen zusammen, und die nicht kommen wollten, suchte man auf. Vier Männer mit Schlingen gingen im Ort herum, drangen in's Haus und[52] suchten bis zum Heuboden, bis sie den jungen Ehemann gefunden; manche versteckten sich nämlich. War Alles beisammen, so war ein rechter Lebetag: man aß und trank drauf los und am Ende ging 's Tanzen an11.

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Vergl. die Anmerkung zu J. Frischlins Hohenzoll. Hochzeit von Dr. A. Birlinger S. 148.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 52-53.
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