129. St. Johannisfeuer auf der Haid.

[103] Es werden drei Feuer nacheinander angezündet, und zwar an den Abenden

1) des Johannisfestes,

2) an Peter und Paul,

3) an dem darauffolgenden Sonntag.

Bei diesem Feuer versammeln sich nicht nur die Schulkinder beiderlei Geschlechts, sondern auch alle ledigen Personen beider Geschlechter. Das nötige Holz zu diesen Feuern wird von den Knaben der Werktagsschule, und zwar je des vorangegangenen Nachmittags gesammelt und vor jedem Hause gerufen:
[103]

Sant Veit, Sant Veit, Sant Gloria (Florian),

Keiet uns au a paar Scheitle ra,

Eins, zwoi oder drui,

Kommet au zum Fuir,

Di uns gent,

Kommet in's heilig Himmelreich,

Di uns koins gent,

Könnet mit dem schwarza Rappa

In die Höll na dappa.


Abends nun bei einbrechender Dämmerung, jedoch einige Zeit vor dem Gebetläuten, wird der Holzhaufen angezündet. Die kleineren Kinder haben ein besonderes, kleineres Feuer. Ist der Holzstoß angezündet und in Flammen, so springen die Ledigen und die Kinder je paarweise (ein Jüngling und eine Jungfrau, ein Knabe und ein Mädchen) über ihr besonders bestimmtes Feuer und rufen dabei:


Sant Johannes Segen,

Laß meiner Mutter und deiner Mutter

's Werg drei Ella hoch werda.


Beim Gebetläuten müssen die Schulkinder heim.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 103-104.
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