174.
b. Von Beffendorf.

[174] Ebendas. 852 f.


Bald hernach (nach 1543) hat der abt von Gengenbach etliche höf und güeter sampt ainer gerechtigkait im dorf Beffendorf, zu der pfandschaft Oberndorf gehörig, dem Spitl zu Rotweil verkauft umb ein spat (spot) und todten pfennig, wie man sagt. – Die alt gerechtigkait aber hat eine solliche gestalt gehapt. Der merertail höf und güeter und auch die järliche zins darvon zu Beffendorf haben dem Kloster zu Gengenbach zugehört, wiewol die hochen gericht daselbs der herrschaft Zimber zustee(n)t. Nun hat aber das gemelt gotshaus die gewonhait oder gerechtighait gehabt, daß der schaffner oder amptmann von des abts wegen drei tag iedes jars das gericht zu Beffendorf erfordern hat megen und das besitzen auch die mair oder inwoner daselbs, welcher etwas sträflichs, doch nun burgerlichs, begangen het, zu beklagen; und was uf dise tag geruegt, do ist der frevel namlich die[175] zwen tail des abts, der drit tail darvon der obrigkait. Und seind namlich das die drei tag: an dem lichtmeßabent, am maienabent, an Sant Martinsabent, und sonst kain an derer tag. Dann was sonst durchs jar geruegt wurt am jargericht, welches doch ain herr haben mag wann er will, da hat das gotshaus nichts an. Aber uf die bestimbten tag, wann der abt oder sein anwalt das gericht erfordert, so ist er auch schuldig, dem weltlichen oberherren des dorfs darzu zu verkunden und laden lassen. Wa derselb dann kumen will, soll er mit dritthalben pferden (vgl. Rechtsalt. 255 ff.) von Oberndorf hinuf reiten und nit mer, iedoch begegnet im ain varender schueler oder ain guete metz, die mag er wol laden, mit im zu ziehen, doch soll er demselben schueler oder der metzen kain geren uß dem rock zerren. Wann er nun hinuf kombt, soll er ain schwarzen lindschen (Schmell. 2, 480) mantel umb haben und soll man sein dritthalben pferden das fuetter geben, das mag der herr in den mantel empfahen, doch soll der habern so lauter und rain sein, daß im kain helmle an dem mantel behang, dann wann solichs geschech, so gibt man im anderen habern, biß er so sauber ist, daß im nichts am mantel behangt. Doch so bleibt im der erst habern aller, wieviel sein wurt, bis er so sauber wurt, wie gehört (Weisth. 1, 254. 2, 22 f. 129). Wann man dann essen will, soll man es so wol bieten, als man imer bekommen mag, außgenomen flüegends und fliessends (Rechtsalt. 256). Ob dann ain paur umb ain frevel gestraft wird und wolt sich den zu geben sperren, mag des abts anwalt demselben pauren ain seidin faden umb sain waichi spannen, den soll er nit brechen, auch weder under oder über den Faden heraußgeen, biß er bezalt. Wa er sollichs aber verachtet, darüber oder darunder herauß gieng,[176] oder den faden brech, so ist dem gotshaus sein hof eigentlichen haimgefallen. Hiebei ist zu merken, seither dise gerechtigkait dem spital zu Rotweil zugestanden, so hat die alt gewohnhait ain ende und lassens die Karschhansen hingeen, die solche sachen nit hoch achten48.

48

Das Recht, unterwegs Begegnende zur Mahlzeit mitzubringen, wird anderwärts ausdrücklich auf anständige Gäste beschränkt (Weisth. 1, 124: ein gut gesell, vgl. 2, 83. 1, 139: ainer oder zwen erber mann. 1, 510 f.: eyn gut man und eyn knecht, das sal syn ein edelman und syn knecht oder syn priester und syn knecht; Archiv. Wurml. S. 125, a. 1468: ain biderman; ebend. S. 179, a. 1530: eine erliche person, eine oder mer). Die Satzung von Beffendorf wendet das lästige Mitbringen ab, indem sie gerade nur solche Leute zuläßt, denen der anreitende Gerichtsherr auch unabgemahnt den Rock nicht zerreißen wird. Zum Seidenfaden vgl. Rechtsalt. 182 f. Weisth. 1, 81 f. 2, 220, und W. Wackernagel, Dienstmannenrecht von Basel 19, 38 f. (Der Decan durfte beim Ritt auf den Wurmlinger Berg zum Calwer Jahrtag die ihm Begegnenden zur Mahlzeit mitnehmen.)

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 174-177.
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