3. Ausritt.

[256] 1) Compagnie der Herren Studenten mit Pauken und Trompeten und entblößtem Gewehre, welches alle übrigen Truppen beobachten.

2) Reichsgotteshaus Weingart: Zehentamt.

3) Bediente in der Livree und Herren Beamte des Gotteshauses.

4) Reiter-Contingent des löbl. Stands Weingarten.

5) Die bürgerliche Schützencompagnie des löbl. Fleckens Altdorf, blau und rot, die das hl. Blut als eine Wache zu Fuß begleitet.

6) Trompeten und Pauken.

7) Ein römisch gekleideter Reiter mit einer Lanze, der den Soldaten Longinus vorstellt, welcher die Seite des Erlösers mit einem Speer eröffnet hat.[256]

8) R.P. Custos mit dem hl. Blut. Vor und nach ihm reiten 6 geharnischte Männer, und zu beiden Seiten 4 Reiter in Göllern, deren jeder eine schöne Standarte führt.

9) Einige Herren Geistliche, die das hl. Blut zu Pferde begleiten.

10) Flecken Altdorfische Compagnie leichter Reiterei, blau und gelb.

11) Landvogteiische.

12) Landvogteiische.

13) Landvogteiische.

14) Graf Wolfeggische.

15) Stadt Ravensburgisches Jägercorps.

16) Graf Wurzachische Dragoner, gelb und schwarz.

17) Stadt Waldseeische Grenadiere zu Pferd, rot u. blau.

18) Graf Waldseeische Dragoner, mit rot und grünen Aufschlägen.

19) Heiligenbergische mit Göllern und roten Aufschlägen. Diese Compagnie bestand aus: 1 Lieutenant, 2 Fähndrichen, 1 Feldwebel, 1 Korporal, 2 Pfeifer, 2 Tambours und 26 Schützen; diese 35 Mann bekamen nach dem Umritt aus der Großkellerei des Klosters 2 Eimer Wein.

20) Stadt Biberachische Dragoner, blau und rot.

21) Stadt Biberachische Dragoner, blau und rot.

22) Altshausische gelbe Husaren.

Graf Zeilische sind einige Jahre her ausgeblieben.

23) Bettenreuthe, Freiherr von Rehlingische.

24) Erdingische Grenadiere zu Pferd, rot und blau.

Stadt Saulgauische sind ebenfalls ausgeblieben.

25) Graf Königsegg-Aulendorfische Grenadiere zu Pferd.

26) Graf Königseggwaldische Dragoner, rot und gelb mit der Musik.[257]

27) Amtzell, Freiherr von Reichlingische, grün und rot.

28) Reichs-Gotteshaus Weingartische.

Während des Zugs werden vier Mal die heiligen Evangelien abgelesen und die Feldfrüchte mit dem hl. Blut gesegnet, damit sie Gott vor Ungewitter bewahre.

Das Volk macht den Umgang haufenweis zu Fuß mit und drängt sich dergestalt, daß zu verwundern ist, daß unter so vielen Leuten und Pferden keine größern Unglücksfälle entstehen, denn die zuweilen geschehenen Fälle und Stürzungen sind allezeit ohne bedenkliche Folgen abgelaufen, welche Gnade dem besondern Schutze Gottes in Ansehung des hl. Blutes zugeschrieben wird. Zu Hofs, unweit dem Dorfe Baierfurth, geht der ganze Zug durch eine Scheuer, worin die Reiter füglich abgezählt werden.

Nahe bei dem Flecken Altdorf wird ein Gezelt aufgerichtet, worunter sich R.P. Custos mit dem hl. Blut verweilet, bis alle Truppen vorüber und sich zum Einzug in die Ordnung gestellt haben.

Unterdessen beschäftigt man sich in der Kirche mit Lesung sehr vieler hl. Messen, mit Beichten und Communiziren, mit Trinken von dem mit dem hl. Blut gesegneten Weine, und Gewinnung des vollkommenen Ablasses, den Papst Clemens X. verliehen hat, bis ein Zeichen mit der Glocke gegeben wird, auf welches sich Seine Hochwürden und Gnaden Herr Reichsprälat, oder ein anderer mit einer hohen Würde bekleideter Gast mit hochpriesterlichen, rotsammtnen und reich mit Gold gestickten Kleidern angethan, unter Vortretung vieler Herren Geistlichen und des ganzen hochwürdigen Convents, des Ceremonienmeisters und 4 Leviten unter einem ebenfalls rotsammtnen und prächtig gestickten Himmel, mit Kreuz und Fahnen außer das Thor erhebt, um allda unter einer aufgeschlagenen[258] Bühne das hl. Blut zu empfangen. Das Infanterie-Contingent des löbl. Standes Weingarten macht von beiden Seiten Spalier und steht den anrückenden Truppen jedesmal in's Gewehr. Hierauf wird das hl. Blut gleichsam im Triumph eingeführt, welcher Eingang in folgender Ordnung geschieht:

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 256-259.
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