339. Tübinger Hochzeitbrauch.

[396] Es ist noch nicht so gar lange her, so konnte man noch folgenden sonderbaren Hochzeitbrauch in Tübingen sehen: Wenn die Hochzeitleute die Stiftskirche verließen, so bildeten Haufen von Menschen manchmal ein Spalier bis zum Wirtshause. Fast von jedem Dastehenden erhielt Braut und Bräutigam, sowie Bekannte und Verwandte den sog. Hochzeitsstrauß. Dieser bestand in Geschenken von Kaffeegeschirr, Pfannen, Schaum- und Schöpflöffeln, Porzellanschüsseln, Schürzen, Tüchlein, Kinderkleidern, gebackenen Weibsfiguren, den Mädchen Hanselmänner und Ruthen, Alles Geschenke. Die Hochzeitleute mußten die Geschenke annehmen, wenn sie's oft kaum verschleppen konnten. So bei Weingärtners-Hochzeiten.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 396.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sitten und Gebräuche
Sitten und Gebräuche