361. Das Abdanken bei Leichen.

[410] In manchen Gegenden dankt ein Anverwandter oder jemand Eigener nach dem Begräbniß auf dem Kirchhof allen denen, die die Leiche begleiteten, für ihren Dienst, den sie dem Verstorbenen geleistet. So sah ich und hörte es in Unterthalheim bei Horb bei einer Kindsleiche. Die Abdankung geschieht an jeden Einzelnen mit lauter Stimme.

Früher muß diese Sitte allgemein gewesen sein, weil in einem Erlaß davon die Rede ist. Derselbe ist von 1668 und steht in der Reyscher'schen Sammlung, VIII Bd. S. 344: »Daß auch viler Orten bei denen Leichen nach deren Begräbnissen durch eine gewisse Person pflegt abgedankt zu werden, ist in seiner Maß kein übelständiges Wesen; daß aber an theils Orten die Leute auf die Gräber knien und beten, oder auch des Verstorbenen Freunde gewisse Hände voll[410] Erden in das Grab werfen, solle als abergläubisch scheinend, den Leuten ausgeredet und hingegen ihnen beditten und angeordnet werden, daß wer beten wolle, in die Kirche gehen und es dasselbst verrichten möge.«

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 410-411.
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