15.

[120] Der alte Apotheker B. in Wiedensahl kam nach seinem Tode wieder und trieb es in seinem Hause gar arg; das wurde den Leuten endlich zu schlimm, und sie gingen nach Stolzenau und holten die Paters. Die beteten den unruhigen Geist in einen Kessel hinein; der wurde auf einen Wagen gebracht und die Paters setzten sich dabei. Der Knecht aber, der den Wagen fuhr, sah sich um, da wurde der Geist wieder frei. Er warf dem Pater vor, daß er selber Sünde gethan und sich eine Frau gewünscht hätte; der sagte, die Sünde hätte er schon vollständig wieder abgebetet. Nach vielem Beten wurde der Geist wieder in den Kessel und auf den Wagen gebracht. Die Pferde mußten furchtbar schwitzen und mit aller Kraft ziehen, je näher sie dem Darlater Holze1 kamen, wo sie den Geist hinbringen wollten. Da ließen sie ihn, und jedes Jahr mußte dem Geiste dafür ein Bund Stroh geliefert werden, daß er nicht wieder käme. Der Knecht, der den Wagen gefahren hatte, wurde bald nachher krank und mußte von den Nachkommen des Apothekers B. bis an sein Lebensende ernährt werden. –

Einst waren Leute im Darlater Holze beschäftigt. Sie setzten sich zum Frühstück unter einen Baum. Der eine rief: »Apotheker B. kumm un ett mehe, wenn du wutt?« Da kommt ein gewaltiges Rauschen ohne jeden Wind; der Baum wurde mit der Wurzel ausgehoben und hätte die Leute alle erschlagen, wenn sie nicht eilig gelaufen wären.

Fußnoten

1 Darlater Holz: Wald jenseits der Ils, eines kleinen Baches bei Wiedensahl.

W.B.


Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 120.
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