42.

[133] Bei einem Wirth lag ein Reuter in Quartier, der hielt sich heimlich zu des Wirthes Tochter. Bald darauf mußte er fort in den Krieg. Da nun die Zeit herum war, kriegte das Mädchen einen kleinen Jungen, der war todt; und weil sie dachte, daß ihr Liebster wohl nie wieder kommen würde, so schämte sie sich vor den Leuten und scharrte das Kind heimlich bei.

Ein Jahr war der Reuter weg gewesen, da war der Krieg zu Ende, und der Reuter kam wieder zu demselben Wirthe, um zu sehen, wie seine Liebste sich befände. Er hätte nun gern erfahren, wie die Sache verlaufen wäre und auch gern wieder mit dem Mädchen angebunden; aber es wollte sich gar keine Gelegenheit finden, daß er mit ihr unter vier Augen sprechen konnte, darum fing er wie im Scherz mit dem Mädchen ein Gespräch in Reimen an, das die andern nicht verstehen konnten.

»Ans et te jahr üm düsse tid was,

Do smêt eck en appel in't gräune gras.

Mich soll wundern, mich soll wundern,

Ob der apfel ist erfunden?

Ja woll! säe säi.

Allewo läit häi?

Anse häi, säe säi.

Wol auf der erden?

Nein! unter der erden.

Noch 'n mal? säe häi.

Nê, nê! säe säi.«

So kam der Reuter in so weit zu seinem Zwecke, daß er erfuhr, wie das Ding verlaufen war; aber sonst war nichts zu machen; das Mädchen war scheu geworden und wollte sich nicht zum zweiten Male begöseken lassen.

Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 133.
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