13.

[153] Es waren einst zwei Bauersöhne

Die hatten Lust ins Feld zu ziehn

Wohl unter die Husaren, wohl unter die Husaren.

Sie hatten sich ganz anders bedacht

Und hatten sich ganz lustig gemacht,

Nach Hause wollten sie reiten.

Und als sie in den Hof einkamen,

Frau Wirthin ihnen entgegen kam:

»Seid Ihr gekommen, ihr Herren?«

»Guten Tag, guten Tag, Frau Wirthin mein,

Wo thun wir unsere Pferde ein,

Daß sie nicht gestohlen werden?«

Sie nahm sie an ihre schneeweiße Hand

Und band sie oben an die Wand.

»Hier werden sie nicht gestohlen.«

Der Reiter setzt' sich hintern Tisch,

Sie trug ihm auf gebratenen Fisch,

Dazu ein Glas mit Wein.

»Tragt Ihr nur auf, was Ihr nur wollt!

Ich habe noch Silber und rothes Gold,

Hab auch noch tausend Dukaten.«

Und als es um die Mitternacht kam,

Die Frau zu ihrem Manne sprach:

»Laß uns den Reiter morden!«

»Ach nein, herzliebste Fraue mein,

Laß du den Reiter Reiter sein,

Der Reiter, der muß weiter.«

Die Frau, die nahm wohl Mannsgewalt

Und nahm das Messer in ihre Hand

Und stach den Reiter durchs Herze.[153]

Sie schleppt ihn in den Keller hinein

Und grub ihn in den Sand hinein.

Verschwiegen möcht es bleiben.

Es blieb verschwiegen bis an den Tag,

Bis daß der andere Reiter kam:

»Wo ist denn mein Kamerade?«

»Dein Kamrad und der ist nicht mehr hier,

Ist weggeritten aller früh.«

»Wie kann der Reiter weiter sein?

Das Rößlein steht im Stall und schreit

Es will ja gar nicht schweigen.

Habt Ihr ihm was zu Leid gethan,

So habt Ihrs Eurem Sohn gethan,

Der aus dem Krieg ist kommen.«

Die Frau wohl in den Brunnen sprang,

Der Mann sich in die Kammer hang.

Ist das nicht Sünd und Schande

Um das verdammte Geld und Gut

Und auch ums junge Leben! –

Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 153-154.
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