CII.

Zwey Personen starben von einem Opio, davon die eine ein Stück in die Hölung eines verderbten Zahns, und die andere ein Stück in das Ohr gethan hatte.

[211] Das Opium ist ein vortrefliches Mittel; Sylvius dieser berühmte Arzt sagt, daß er lieber wollte, daß es gar kein Opium gäbe, als, daß man solches, da es vorhanden ist, nicht sollte gebrauchen können: inzwischen wird bey dem Gebrauch desselben, viele Vorsicht erfodert. Ein gewisser Mensch, der entsetzliche Zahnschmerzen ausstunde, legte ein Stück Opium in die Hölung des verdorbenen Zahns; der Schmerze ließ zwar nach, aber er starb wenige Zeit darauf. Ein gleicher Umstand begegnete jenem Spanier, dessen in der Sammlung des Zacutus erwähnet wird. Er war von einem Schmerzen in den Ohren so heftig beschweret, daß er nicht einen Augenblick lang schlaffen konnte: Ein Marktschreyer legte ihm ein Stück Opium in die Höle des Ohres: der Kranke bekam[211] einen Schlaf; nachdem er aber erwachte, wurde er von einigen zuckenden Bewegungen überfallen, wurde ganz toll, sinnlos und schwächlich, und gab kurz darauf seinen Geist auf.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 211-212.
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