Ehe wigs / dann wags.

Aequalem tibi quære uxorem.

[101] Wer tantzen wil / der sehe wol zů / welche er bei der handt neme. Vberweib dich nit. Gesell dich zu deines gleichen. Kalbfleysch vnd rindfleysch seudt nimmer gleich mit einander / so wenig als ein junger vnnd alter ochs / gleich in einem sylen zusamen koppelt /ziehen. Grüns vnd dürrs holtz brennen nicht gleich in einē fewr / das grün seudt / das dürr verfladert eh das grün recht der hitz empfindet. Dauon were ein gantz bůch zuschreiben / wie daß die elenden Ehe / so ietz auff erden seind / alleyn daher kommen / daß nicht gleich vnd gleich zusamen kommen / nicht alleyn am gůt / sonder allermeyst am můt / da ist mehr hin zusehen / daß da gleiche zusamen kommen / dann wo sie gleichen sinn vnn můt haben / wirt das gůt bald gleich / vnd in der liebe vnd gleichem můt / als in einem ofen zusammen schmeltzen / vnd wie ein sinn /fleysch vnn můt / also vil mehr ein gemeyn eingeworffen gůt werden.

Hierumb ist vatter vnd můtter / in verheyraten jrer kinder / allermeyst zůzusehen / daß sie gleicher art vnd gemüter seien / dann die widerwertig art der cōplexion / macht vil zancks in der Ehe / vnd seind gemeyngklich auch / wie von aussen / in essen / trincken / complexion / farb / art / phisonomei vngleich /also auch von gemüt / da schlegt dann der hagel drein / wie gleich sie zusamen kommen / jugent vnd gůts halben. Es solten auch zwey nit gleich auß einem fleyschlichen affect vnd hitz einander nemē / vnn sich selbs in so langen dienst nit übereilen / sonder lang bedencken / was man nimmer wenden / vnd vnwiderbringlich ist / dann mann hie keinn rewkauff gibt /darumb solten sie vor ein zeitlang vmb einander in ehrn / wie es gesein möcht / wonē / eins des andern art erkündigen / ob es das ander leiden / vnd sich mit jm vertragen möcht. Sonst so man so blindtlich dran geht / als mög man einem weib morgen wider vrlaub geben / vnn dörffs nur übernacht halten / so felt man offt also über den vorteyl / daß einer ein solchen wolff / oder sie einn solchen hund findt / dz in acht tagen ie eins wolte / das ander wer ein wolff / vnd lieff zu holtz / vnd finden sich die fehl / mangel vnd wandel /erst hauffen weise alle / so das pferd kaufft ist / vnd nit wider auß vnserm stall / wie in der Juden Synagog / mag verkaufft werden. Darumb gehn die Sprichwörter auff all gleich / vnd ist gůt / daß sie gleicher jugent vnd gůter seien. Eim alten mann ist ein junges weib ein tödtlich gifft / Vnd kein leichterer todt / dann eim alten mann ein jung weib.

Zum andern thůts auch etwas daß sie gleiches adels / geschlechts / vnd gůts seien / sonst ruckt eins dem andern leicht seinn bettel / armüt /[101] vnd geschlecht auff / sie hab jn zum herrn gemacht / vnnd můß einer sie vnd jr freundtschafft haben / wie bei Plutarcho Pithacus saget. Vnd ist fürwar in vil weg so eingeferlich ding vmb weiben vnd mannen / daß vil gezweifelt haben / ob ein weib eim weisen zunemen sei / vnd gefolgt: Nimmstu ein schöne / so nimpst ein heymliche sorg / dann es ist schwer zubehalten das iederman gefelt / vnnd dem iederman nachstelt. Nimpstu dann einn scheutzlichen vnflat / so nimpstu dir selbs die hellische marter / vnn ein ansehend leyd / Daß Salomon spricht: Der erdbode künd sie nit tragen. Vnnd ist ein wares sprich wort: Der ehelich stand ist kein schleck / Das haben etlich wol gewißt / Vnnd warlich wer sein gwissen auff die oberthür setzen wil / vnd das künfftig leben inn wind schlagen / der darff von wollust vnd kurtzweil wegen kein weib nemē / Es ist ein stand des creutzes / wie alle werck Gottes dem fleysch ein creutz sein / Der aber auff Gott sihet /weyß dz kein hürer teyl hat im reich Gottes / ehe er nun hüret / ehe begibt er sich inn ehestand / wie geferlich er immer ist / vnd wil gern alle streych vmm den schleck / den rawch von des feurs wegen leiden / bitt Got daß er jm eine jm gesellig züfüre / wie Adam vnd Eua / Da fügt dann Gott gern gleichs zu gleichs /Dann ein fromm Ehe gemächt ist ein sondere gaab Gottes / das weder ältern noch freund / wie etwa gůt /heuser / wisen vnnd äcker geben mögen / Doch sollen wir nit die hend in den schoß legen / vnn sagem Got wirt mir einn oder eine zůfüren / Sonder mit Gott /keinn Gottseligen fleiß zubitten / alles erkündigen /erfaren / abzusehen / etc. nit sparen / Dann wie Gottes segen die füll vnn büll / Ja reichthumb gibt / doch durch vnser hand anlegen vnd außfliegen / also gibt er auch ein fromm weib vnd mann durch bitt vnnd vnsern fleiß.

Zum dritten ist fürnemlich vnnd allermeyst zusehen wie zuuor gsagt / daß die sich zusamen in das joch der ehe wöllen begeben / daß sie gleiches sinns / willens vnn můts seien / Da ligt es gar an / wo das gleich ist / wirt das ander alles bald gleich. Das gschicht aber gmeynlich wann sie einer jugent (dann jung vnnd alt haben nit einn sinn) complex vnnd art sein / Dann ein Cholericus vertregt sich wenig mit eim Flegmatico / ein hitziger / zorniger / truckner mann / gegen eim kalten rotzfladen / noch ein langweiliger saursehender Melancholicus mit eim frölichen kurtzweiligen Sanguineo oder Venus kind. Da wil das ein erfrieren /vnd zwey beth ob haben / das ander ersticken / vnnd nackend ligen / das ein saurs / das ander süsses essen / vnd geht übel zů / Das ein singt / so sihet das ander saur / vnnd ziehen also widerwertige natur / wo man sie zusamen koppelt / gar bößlich in eim joch. Gleicheyt der gemüter aber bringet mitsich allen rath /frid / freud / ehr / vnnd gůt / vnnd ein gemeynschafft /[102] nit allein der güter / sonder des leids / also daß sie ein mensch / ein leib / ein fleysch vnn blůt werden genant. Die falsch Welt aber sihet mit jrem schalcksaug nur auff die gleichheyt der güter / Gott geb wie die gemüter zusamen stimmen / Daher gerath es eben wie angefangen / vnd steht wie es geht.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 101-103.
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