Mann můß etwan durch die finger sehen.

[228] Das ist / Mann můß etwa fünff gerad lassen sein / Nit alle ding berafflen / sonder mit der haußscher beschneiden / Mit den wolfen heulen / vnnd zů viler thorheyt der welt durch die finger sehen. Wer kans alles mit parten behawen / vnnd zu böltzen trähen /all krumme höltzlin eben machen. Mann můß etwa groß knorrend / wimmerig / ästig / block vnd stock /also gantz vnzerspalten lassen / vnd von frids wegen etwas mitnarren vnd nachgeben. Wer so kitzlig vnd so andig ist / daß er alles so nahe wil sůchen / erwegen vnnd außeckeln / der wirt nimmer keinn friden haben / er můß etwa thůn als sehe vnnd gehöre er nit /vnd der man vom weib vil dings nit wissen / das er weyß / wil er frid haben / spricht Sanct Bernhardt. Mit den witzbolden / die all ding so geschliffen wöllen haben / kan niemand auß kommen. Wer nit übersehen kan / der kan nit regiern noch haußhalten. Es fahet mancher einen haußlermen an / nur daß etwa ein höltzlin überzwerchs im hauß ligt / das er billich nit seyē solt / ob ers gleich sehe.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 228.
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