Der Brand in Kühbach

[78] (Dem Genius der löschenden Menschlichkeit gewidmet.)


Kühbach – dieser Marktfleck zweier Staaten,

Abgetheilt an Hessen und an Baden –

Wurde neulich schrecklich heimgesucht;

Nebst drei Häusern fraß ein wüthend Feuer

Noch sechs Bürgern jedem eine Scheuer

Voll von Heu und siebzehn Bürgern Frucht.


Welch' ein Jammer, welch' ein Händeringen

Gab es da! – Die Habe fortzubringen

Sprangen Hundert ihren Brüdern zu;

Aber wenig, wenig konnt' man retten,

Früchte, Schreinwerk, Kleider, Weißzeug, Betten

Waren weg beinah' in einem Nu.


Wären nicht die Grenzer beigesprungen,

Weiter wär' die Wuth der Brunst gedrungen,

Und vielleicht der halbe Ort verheert.

Durch die Macht der vielen Feuerspritzen

Und durch Männer, die Verstand besitzen,

Ward dem weiter'n Umgriff abgewehrt.
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Ihre Namen will man jetzt nicht melden,

Gott wird jedem Biedermann vergelten,

Der bei diesem Brande thätig war,

Wird gewiß die vielen Dienste lohnen,

So der Mannsleut', wie der Weibspersonen,

Kurz der ganzen braven Löscherschaar.


Solch ein Unglück hat in hundert Jahren

Das betrübte Kühbach nicht erfahren,

Als ihm eins durch dieses Feu'r gescheh'n,

Und zum Unheil traf es lauter Hessen,

Diesen Umstand darf man nicht vergessen,

Weil sie fern von ihrem Lande steh'n.


Möcht' mein Lied doch viele Leser rühren,

Daß sie gern ein Opfer hier spendiren,

Daß die Reichen ihre Börsen zieh'n!

Was den Armen aus der Feuerkasse

Wird bezahlt, ist eine kleine Masse,

Reichet kaum zu frischer Stallung hin!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Lyrische Karrikaturen, Lahr 1869, S. 78-79.
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