Wie bin ich heute selig

[13] Ich pfeife schon den ganzen Morgen

Und döse für mich hin.

Die Sonne ist in Regenlust verborgen –

Doch irgendwas erheitert meinen Sinn.


Die Menschen sehn heute anders aus,

Das Zeitungsmädchen hüpft so niedlich, –

Die lange Straße, Haus an Haus,

So regengrau – und schläfert doch so friedlich.


Was gestern hier lärmte, roh und fuselkehlig,

Das ist heute alles stumm. –

Wie bin ich heute selig –

Und weiß doch nicht warum –


Ihr lieben Leute, ich schalt euch: unausstehlich,

Fluchte manchmal, schalt euch: schlecht und dumm,

Vergebt mir heute, ich bin so selig

Und weiß doch nicht warum.


Quelle:
Gerrit Engelke: Rhythmus des neuen Europa, Jena 1921, S. 13-14.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Rhythmus des neuen Europa
Rhythmus des neuen Europa: Gedichte (German Edition)