14. Szene

[286] Hanswurst – die Teufel.


VIELE TEUFEL erscheinen beim Wort »Perlicke!«.

Pirrrr!

HANSWURST ohne aufzusehen, liest weiter.

»Posterea Apage: Perlacke!«

DIE TEUFEL verschwinden.

Purrrr!

HANSWURST.

A, das is lustig! Wie heißt das? Picke?

A nein!


Liest.


»Perlicke!«

DIE TEUFEL erscheinen.

Pirrr!

HANSWURST.

Und nachher?


Liest.


»Perlacke!«[286]

DIE TEUFEL verschwinden.

Purrrr!

HANSWURST sieht auf.

Was is denn das immer für ein Geschnurr?

Wer macht denn da allweil »Pirrr« und »Purrr!«,

Sobald ich in mein Studierbüchl blicke.


Sieht wieder ins Buch.


Alsdann, wie war das? Richtig: »Perlicke!«

DIE TEUFEL erscheinen.

Pirrr!

HANSWURST sieht auf.

Was Pirrr?


Sieht die Teufel.


O, du heiliger Spirifankerl!

Was seid's denn ös für grauperte Gankerl?

DIE TEUFEL.

Wir sind Teufel – Teufel!

HANSWURST.

Ja, ganz ohne Zweifel!

Ich hätt' euch rußige Gruselg'stalt'n

mei' Lebtag nit für schneeweiße Engerln g'halt'n.

EIN TEUFEL.

Wir sind der Hölle dienende Geister

und beugen uns vor dir, unserem Meister!


Alle Teufel verneigen sich und bleiben so stehen, die Schwänze in der Luft, die Nasen am Boden.


HANSWURST.

A, das schaut schon besser aus. Ihr habt's recht viel Manier.


Winkt gnädig.


Erhebt euch!


Sie stehen auf.


Na, und was wollt's denn von mir?

DIE TEUFEL.

Wir wollen dir dienen.

HANSWURST.

A, das tut mich freuen!

Da hätt' ich auf einmal an Haufen Lakaien!


Zu einem.


Alsdann: Du dort, du Lackl mit die krallerten Pratzen,

du wirst mich alle Tag schön am Buckl kratzen.


Zu Krumschal.


Und du mit die bockerten Hörndlzinken,

du schaffst mir zu essen und zu trinken.


Zu Bulla.


Für dich, du patschierliches, bunkertes Weiberl,

hab' ich a besonderes Zeitvertreiberl.[287]

I hoff, du wirst mir das Ding bald begreifen,

komm' nur in mein Kammerl, wenn i tu' pfeifen.


Zu allen.


Und dann wird mir schon noch für an jed'n von euch allen

mit der Zeit das richtige G'schäft einfallen.

Wollt's noch was?

KRUMSCHAL.

Wenn wir dir dienen im Leben,

so mußt du uns deine Seele vergeben.

HANSWURST.

Mein' Seel'? Ja weißt du, daß i so gwiß

a Seel' hab'? I weiß gar nit, was das is.

I tanz' da nur grad so von ungefähr

ganz ohne Gedanken auf der Welt hin und her

und hab mich vor lauter Freud noch nie g'fragt,

warum das so is, was mich treibt oder tragt,

I hab nur grad alleweil schauen müssen ...

Wie soll i von meiner Seel was wissen?

KRUMSCHAL.

Mach keine Ausflucht! was soll das heißen?!

Sonst werden wir dich in Fetzen reißen!

HANSWURST.

Bist still! Du höllischer Rauchfangbesen!


Zu allen.


Fahrt's ab und laßt's mi jetzt weiter lesen!


Liest.


Das war jetzt »Perlicke« – dann kummt »Perlack – –«

DIE TEUFEL schnurren ab.

Purrr!

HANSWURST.

A, da schau! Da verziagt sich das Lumpenpack!


Liest.


»Perlicke!«

DIE TEUFEL kommen.

Pirr!

HANSWURST.

Da kummen 's wieder. A, so is die G'schicht?!

Na wart's, den Hanswurstel, den fangt's ihr nicht!

Perlacke! Perlicke! I werd' euch schon geben!

Perlacke! Perlicke! Was? Das is a Leben!

Perlicke! Perlacke! Nur immer fleißig geschwirrt!

Perlacke! Perlicke! Daß mir kaner sich irrt!!!

Perlicke! Perlacke! Guck – guck und da – da!

Perlacke! Perlicke! Hahahahaha!!!


[288] Je nach dem Kommando sausen und schnurren die Teufel mit »Pirr!« und »Purr!« hin und her, bis unter vollem Wirbel und Gelächter des Hanswurst der Vorhang fällt.

Ende des ersten Aktes.

Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 286-289.
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