14. Szene

[322] Faust allein.


FAUST kommt.

Es treibt mich wieder nach dem Ort,

wo Geisterstimme mich umgab,

doch seh' ich dort der Mutter Grab

so reißt es mich im Fieber fort.

EINE STIMME groß und schwer.

Fauste! Fauste!

FAUST.

Bist du wieder hier?

Was rufst du so schwer? Was willst du von mir?

STIMME.

Du bist gerichtet!

Deiner Sünden Wucht

hat dich vernichtet

und auf ewig verflucht!

Suche Gnade nicht:

Das Schwerste geschieht

dem, der das Licht

in sich verriet!

Wer es nie gesehen

in all' seiner Zeit,

mag heiter gehen

in der Einfalt Kleid.

Aber wen je seine Strahlen riefen,

der muß ihnen nach, über Höhen und Tiefen;

wohl dem, der auf sturmvoller Fahrt

die starke, die reine Seele

siegend bewahrt:

Ich wäge, eh' ich erwähle!

FAUST fällt auf sein Angesicht.

Weh mir! Weh mir![322]


Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 322-323.
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