An Doris

[18] Was helfen Doris! dir, die heiter blühnde Wangen,

Der Lippen stiller Reitz, die schön gewölbte Brust,

Das Haar wo Zephirs sich in blonden Locken fangen?

Du scheuchst die Grazien, den Amor und die Lust.

Vergeblich hat Natur dir Schönheit beygeleget,

Wenn sie dir nicht Gefühl im Lenz der Jahre giebt;

Wenn nicht die Zärtlichkeit den jungen Busen reget,

Blühst du den Blumen gleich die nur das Auge liebt.


Quelle:
Johann Joachim Ewald: Sinngedichte. Berlin 1890, S. 18-19.
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