Achter Brief
Olivier an Reinhold

[28] Es ist alles gut was Du sagst; aber es paßt nicht. Sie ist nicht so rein, wie Du glaubst. Grade diese Kälte verräth sie. Wenn sie mich, wenn sie ihr eignes Herz nicht fürchtete, warum blieb sie nicht wie vormals? Nur seit dieser abschreckenden Kälte ist Antonelli traurig, leidenschaftlich geworden.

Ach! ihre Sinnlichkeit ist erwacht! sie hat sich auf ihn gewendet, und seine Unschuld ist[28] ihr lästig. Er soll wünschen, kämpfen, ein Roman soll es werden! und das unter meinen Augen! Tod und Teufel! Ich müßte nicht ich selbst seyn, wenn ich es duldete!

Empfindungen kann ich nicht gebieten, das weiß ich; aber die Ehre kann ich retten, und bey meinem Leben! das werde ich nicht unterlassen.[29]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 28-30.
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