Zehnter Brief
Wilhelmine an Reinhold

[33] Helfen Sie! helfen Sie schnell! Er hat sie auf seinen Güthern, sie ist eingesperrt, kein Mensch darf zu ihr. Alles, alles ist gekommen wie ich dachte! schlimmer als ich dachte. Antonelli, der Unglückliche! ist bey mir. Er liebt sie mit einer fürchterlichen Leidenschaft. Wahrscheinlich hat sie sich durch Kälte zu retten geglaubt und ihn dadurch aufs Äußerste gebracht.[33]

Mit aller Unbesonnenheit, und Heftigkeit eines kunstlosen Herzens, hat er ihr seine Liebe gestanden, und Olivier, der ihn in dem Augenblick entdeckte, bis zur schrecklichsten Wuth aufgebracht.

Wenden Sie alles an, daß sie nicht leide, daß sie nicht hart behandelt werde. Oder ich kenne mich selbst nicht mehr, ich weiß nicht, zu welchen Mitteln ich greife.[34]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 33-35.
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