Fünf und dreyßigster Brief
Olivier an Reinhold

[116] Das Sicherste! Eine Falle ist es. Einladungen, Lockspeisen! – Ich kenne das. Und sollte ich sie Antonelli übergeben, ich wollte es lieber; als sie auf dem glatten Hofpflaster wissen.

O wie viel leide ich! Ich bin müde es zu denken. Oft will ich die ganze schreckliche Leidenschaft von mir werfen, die Freyheit, den Tod suchen; aber dann sehe ich sie wieder[116] und mein zerrissenes Herz kann nicht von ihr lassen.

In Dich mag ich nun nicht weiter dringen. Gleichwohl muß Rath geschaft werden. Zwölf Meilen von hier ist ein Fräuleinstift. Ich will mit ihr davon sprechen.

Aber gern muß sie es thun; sonst ist es doppelt so schrecklich. Ach den ganzen Tag werde ich sie nicht sehen! Aber die Nacht will ich hin zu ihr fliegen. – Zwölf Meilen! – O Gott es geht nicht! es ist zu weit!

Da kommt sie. Ich will sie fragen. Sie selbst soll wählen.[117]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 116-118.
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