Zweytes Capitel.

Der Vorschlag.

[195] »Höre, Gustel!« – sagte der Junker – »Du mußt heute auf die Maskarade gehen!« –

»Wie Sie befehlen, gnädiger Herr! – aber« –

»Nun ich gebe dir's Geld darzu – das ist keine Frage. – Ich habe dir einen Plan – du hast viel Aehnlichkeit mit mir – du sollst dich als ein Türke anziehen. – Ich wollte das anfangs selbst, aber weil« –

»Sie gehen doch auch hinauf, gnädiger Herr?« – fragte ich mit unwillkührlicher Hastigkeit.[196]

»Freylich! aber in Domino. Das ist eben die Ursache. – Zu den andern habe ich gesagt, als ein Türke; aber sie sollen mich nicht kennen. Die Fräulein hat 's eben so gemacht.«

»Wie wird Sie denn gehen?« – fragte ich neugierig. –

»Als Pilgerin; die andern aber glauben, als Gärtnermädchen. Auf die Art ist man ungenirt.«

»Aber wo werde ich denn die Kleidung herkriegen?«

»Die ist schon bestellt, du brauchst sie nur zu holen.«

Der Vorschlag entzückte mich; ich hatte in meinem Leben noch keine Maskarade gesehen. – »Aber gnädiger Herr, wenn sie mich nun für Sie ansehen?« –

»Nun so läßt du sie dabey, und lachst sie heimlich aus! Mögen sie dir ein N oder ein [197] R in die Hände mahlen, nicke du nur, 's hat gar nichts zu bedeuten. Und wenn sie dir ja zu hart zusetzen, so laß sie stehn, und komm zu mir. Du darfst nur an die Agraffe sehn. Ich werde ein B. darin haben. Und überdem wirst du mich leicht an der Fräulein erkennen.« –

Ich war alles zufrieden, und konnte kaum den Abend erwarten. Endlich wurde es Zeit, sich anzuziehen. Der Türkenhabit schien für mich gemacht zu seyn, und war äußerst prächtig. Der Wagen fuhr vor; der Junker warf sich in sein Domino, wiederholte mir meine Rolle, und in wenig Minuten waren wir da.

Quelle:
Christian Althing: Hannchens Hin- und Herzüge nebst der Geschichte dreyer Hochzeitsnächte. Leipzig 21807, S. 195-198.
Lizenz:
Kategorien: