Sechstes Kapitel.

Hahaha!

[47] Es war um neun Uhr Morgens. Der Graf wollte seine Bewerbungen von neuem anfangen! er geht ungenirt durch mehrere Zimmer, und findet das Cabinet verschlossen. Ein leises Geflüster macht ihn aufmerksam; er horcht, und[47] erkennt die Stimme des Barons. Seine Phantasie zeigt ihm alles, und er geräth außer sich.

In seiner ersten Wuth wollte er die Thüre einbrechen, aber sie war zu stark, und diese Gewaltthätigkeit hätte ihn verrathen können. Er beschloß also zu warten, als er zu seiner großen Freude den Obersten kommen sahe.

Was der Henker, Herr Graf! rief ihm dieser zu: ich glaube, Sie stehen gar Schildwache bei meiner Frau! – Ist sie drein? – Was macht sie denn?

Lassen Sie nur die Thüre aufschließen, dann werden Sie's schon sehen! – gab der Graf ironisch zur Antwort.

Mach auf, Frauchen! Mach auf! rief Der Oberste: Es ist der Herr Graf! – Die Oberstin entschuldigt sich, sie sei beschäftigt. – Nun so hören Sie's! fuhr der Oberste fort: die Weiber haben manchmal etwas zu thun, hahaha! – Nicht wahr?

Ja freilich haben sie etwas zu thun, antwortete der Graf in seinem vorigen Tone! und wo sie einen Mann dazu brauchen! Lassen Sie nur die Thüre aufmachen, Sie werden schon sehen – Sie hat sich einen guten Gehülfen gewählt.

Hahaha! rief der Oberste und wollte vor Lachen bersten. Ist's weiter nichts? – Nun[48] lassen Sie sie nur beisammen, sie werden uns beiden keinen Schaden thun.

Der Graf (ernsthaft): Aber lieber Oberster, lassen Sie sich keine Nase drehen! Wissen Sie auch gewiß, wer's ist?

Der Oberste: Warum den nicht? – Warum denn nicht? – Ich habe ihn ja selbst hineingelassen!

Der Graf sah ihn an, und schüttelte den Kopf. – Nun das muß ich sagen – Für einen Mann von Ehre –

Der Oberste: Immer zu! Immer zu! Aber Sie kriegen ihn darum doch nicht zu sehen.

Der Graf: Nun wenn Sie es nicht besser haben wollen – Glück zu! – Ich gratulire!

Der Oberste: Gehorsamer Diener! Danke für's gütige Andenken!

Der Graf empfahl sich, und traute seinen Ohren nicht. – Der Mann ist der Helfershelfer! sagte er zu sich selbst: kann man die Niederträchtigkeit weiter treiben?

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 47-49.
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