Heddy

[94] »Das ist die Sehnsucht

der großen Einsamkeit des Meeres!«


Und doch ...

man müßte hier zu zweit sein, nicht allein! ... man müßte jemand haben, dem man sagen könnte: wie wunderbar das alles ... das waldige Höft, das buchtige Land, das blaue Meer rundum und diese großen einfachen Linien, diese ruhigen freien Formen und dieser wunschlos tiefe heitere Frieden überall ...

und wie prächtig es ist, wenn die Wellen so angerauscht kommen, mit langen weißen Kämmen und sich über den Sand werfen und zerschäumen, mit immer neuer Lust, sich zu zersprudeln ...

jemand, mit dem man den Strand hinginge, Muscheln suchen, und die stillen Wege durch den Wald ...

jemand, dem man die Hand drücken könnte:[95] Ist das nicht ... schön? ist das nicht den Menschen selber groß machend, befreiend und erlösend ... ist das nicht etwas, das ihm alle eigene Weisheit niemals geben wird! ...

jemand, mit dem man dann auch schweigen könnte, schweigend sitzen und hinausträumen ... auf dem schaukelnden Nachen aufwallender Sehnsucht! ...


Und wenn es Abend wird und all die Boote draußen heimwärts in den Hafen suchen und wenn der rote Schein erlischt und aus dem Wald drüben die Schatten kommen und alles sich fester hüllt in seine Mäntel ...

dann sollte man jemand haben, den man lieb hätte und sollte nicht so allein heimgehen müssen!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 94-96.
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