Auf der Wiese

[100] Neben den Weiden, mitten auf der weiten grünen Wiese liegen wir ... in leise wehendem Gras ... Hand in Hand ...

du und ich

und träumen in die mittagstille flimmerige Luft.


Schwalben zwitschern über uns hin ... ganz tief und zutraulich ... wir könnten sie greifen ... wit, wit ... wit! und wir freuen uns, wie flink und beweglich sie durcheinander schießen und hoch oben wieder sekundenlang ganz still liegen mit breit ausgespannten Flügelchen und sich vom Winde tragen lassen ...

wie sie das nur so können!


Und wir möchten Schwalben sein ... so klein und leicht und zierlich!
[101]

Angstvolles Schreien plötzlich und alle sind spurlos verschwunden:

ein Wiesenweih stößt durch die Luft.


Wir sehen ihm nach und träumen ... weiter ... zu den weißen Wolken hinauf und gucken zu, wie sie sich ineinander verspinnen und verrinnen und lösen und verfließen ... und wie andere, noch höher, über sie dahintreiben ... ganz rund und ballig ...

und wundern uns, daß auch nicht einmal eine davon herunterfällt ...

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 1: Von Alltag und Sonne. Stuttgart 1921, S. 100-102.
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