5. [Das ist so, Freund]

[112] Das ist so, Freund, ja, ja!

... die andern

dürfen alles sich erlauben,

dürfen's treiben, wie sie wollen,

geck und keck und klug und dumm,

dürfen mit anmaßungsvollen

Eitelkeiten laut sich blähn

und wie Wetterfahnen lustig

sich mit jedem Windchen drehn ...

niemand nimmt es weiter krumm!


Aber wage du das einmal,

wage du einmal ein Wort,

das nicht überall entschuldigt,

hab dich du einmal so wichtig,

hab dich du einmal mit ihrem

feierlichen Selbstbewußtsein ...


Ach, es würde eine Lust sein,

wie sie's alle übel nähmen,[113]

wie sie tief beleidigt kämen:

was du wärst und was du dächtest!

andre sei'n so viel wie du!

und es wäre blasser Neid nur!

wahres Können sei auch Gönnen!

wahre Freiheit sei bescheiden!

wahre Stärke stütze andre!

wahre Größe ... wahre Bildung ...


Ja, es wäre eine Lust,

wie sie ohne es zu merken,

rührend harmlos und vergnügt,

sich mit ihren Kastagnetten

an den eigenen Nasen hätten!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 112-114.
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