3. [Und das allein ist's]

[122] Und das allein ist's, drum sich's handelt,

wie Welt und Zeit auch stürmt und wandelt

mit allem, was du je begannst:

daß ohne Vorwurf, ohne Lüge,

daß ohne Reue, ohne Rüge,

auch vor dem eigenen Tribunal,

daß du mit ruhigem Gewissen

zurück- und vorwärtsblicken kannst

auf deines Jahres stille Mühe ...


ob du verlorst, ob du gewannst.


Nicht fremden Anderen zu Dank ...

was denn auch sollen diese Andern!

es ist ja doch ein stetes Wandern

voll Mißgunst überall und Zank!

Nein, dir allein zu Recht und Ehre,

dir allein zu Lust und Last:

deinem Glauben, deinem Leben,

deinem Schaffen Genüge zu geben.
[123]

Mag man's dann loben oder tadeln,

was liegt daran!?

Es wird sich immer adeln,

trotz Acht und Bann:

wer ohne Vorwurf, ohne Lüge,

wer ohne Reue, ohne Rüge

zurücksehn darf und sagen kann

von seines Jahres stiller Mühe:

er habe seine Pflicht getan ...


ob er verlor, ob er gewann ...


Und weder Glück noch Unglück

hab je was über ihn vermocht,

und weder Täuschung noch Erfüllung

das freie Herz ihm unterjocht!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 122-124.
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