1. Sylvester

[137] Komm, vergiß einmal all die Geschichten

komm und begrab einmal all den Kram!

es sind ja doch nur Lumpereien,

die einem nur das Herz zerquälen,

die einen nur müde machen und lahm!


Die Menschen sind so, ich weiß es wohl:

statt fröhlich und guter Dinge zu sein,

vernörgeln sie sich die schönsten Stunden

mit kindisch törichten Hetzerein.

Sie möchten es selbst nicht, wenn man frägt ...

sie sehnen sich, harmloser sein zu dürfen,

sie nennen es Unrecht, Schande und Hohn

und möchten heraus aus all dem Gezänke ...

und kommen doch nicht los davon ...[137]

und wenn man so zusieht, wie sie allmählich

mutloser werden, trüber und trüber ...


Mein Gott, man könnte weinen drüber!


Lebt mit mehr Freude! ach, ich möcht's

groß wie die Sonne an den Himmel schreiben,

daß es wie Feuer in die Herzen loht ...

lebt mit mehr Freude und ohne die Not

und ohne den Haß und ohne den Neid,

an den ihr das halbe Leben verpaßt ...

macht's euch zu Lust und nicht zu Last!

lebt mit mehr Freude,

lebt mit mehr Rast!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 137-138.
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