7. [Das ist das Leben!]

[145] Das ist das Leben! was erwartest du mehr?!

was du hast, ist alles! es gibt nichts mehr?


Das ist das Leben:

all diese kleinen Alltäglichkeiten

von Stund zu Stunde: dies Aufstehn morgens

und dann den stillen Tag entlang

in stillem Gleichlauf deine Arbeit ...

Reste von gestern, Sorgen zu morgen ...

zuweilen auch wohl ein ... froherer Gang,

ein hellerer ... ein vollerer Klang ...

ein bißchen Scherz, ein bißchen Ärger,

ein bißchen Glück, ein bißchen Tück ...

hochwichtig alles für den Augenblick,

im nächsten aber schon vergessen

und schließlich auch ganz einerlei:

ob morgen wohl schön Wetter sei?!

und wenn, wohin man abends gehe?[146]

und wie es da- und damit stehe?!

und dies und das und das und dies,

hundert kleine Was und Wie's,

hundert kleine Wohl und Wehe! ...


Das ist das Leben! erwarte nicht mehr!

was du hast, ist alles! niemand hat mehr!


Es frägt sich nur, wie's jeder faßt

und schiebt und siebt ...

und wie du's in die Zügel straffst

und wie du's auseinanderspielst

und wieder dann zusammenzielst,

damit sich doch zuletzt ein Ganzes,

großlinig Eigenes draus ergibt!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 145-147.
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