1. Sonnet an das hochedle Haus Schönburg

[34] Schönburg, du schönes Haus, wie tustu ietzund klagen,

indem ein großes Teil von deiner Schönheit fällt

und wird gerissen hin, darvon die Meißner Welt

und Ieder, wer dich kennt, mit Trauren weiß zu sagen!

Wie solte diesen Fall denn unbetrauret tragen

ich, der ich ohne dich in lauter Trauren bin

und gleichsam lebe tot? ich, den du mich vorhin

mit Gnade dir erkauft? Drumb weil mir deine Plagen

und übergroßes Leid durch Herz und Seele geht,

wolan, so nimb von dem, der dir zu eigen steht

mit Allem, was er ist, die Schrift zu einem Pfande

der reinen Dankbarkeit, die Schrift, die Trauerschrift,

die mit dir weinen soll! Was förder dich betrifft,

so scheine, schönes Haus, dem lieben Vaterlande!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 34.
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