8. Auf eben selbiges unter eines Andern Namen

[43] 1631 October 16.


Und ich auch, wertster Freund, wie muß ich doch beweinen

mein allzufrühes Leid! Du Nützlichster der Meinen,

stehst mir zu zeitlich ab; dein Fleming und dein Ich,

wie seufzen wir doch gnung und trauren recht um dich,

du brüderlicher noch, als Brüder sind zu nennen!

Hat uns denn also bald ein Stiefblick können trennen,

ein Stiefblick, den der Tod auf dich und uns gebracht,

der dich zu einer Leich', uns Waisen hat gemacht?

Wer wird uns ferner nun mit stiller Griffe Weisen,

gelehrtem Unterricht, erfahrner Weisheit speisen

und unser Lehrer sein? Wer wird uns nun forthin

auf Äsculapens Hain' und grüne Hügel ziehn

und uns der Parzen Haß, die guten Kräuter zeigen,

was außer ihnen steht und innerlich zu eigen?

Diß hast du vor getan, fort wird es nicht geschehn,

nun wir dich ohne Seel' und Leben vor uns sehn

auf deiner Bahre stehn. Wer hätte sollen denken,

daß wir dich so geschwind' ins Schwere müsten senken

und zusehn, daß so bald dein freundliches Gesicht'

uns nicht mehr sehen solt' und geben Nacht vor Liecht?[43]

Vor Alles ist nun Nichts. Wags einer nun und traue

auf seinen frischen Leib! Wenn ich dich noch beschaue,

zwar in Gedanken nur, so gläub' ich kaum gar bald,

daß dich hätt' also schnell die äußerste Gewalt

befallen und ins Grab zu Vielen stoßen können.

Was fangen wir nun an, was sollen wir beginnen,

wir, Deine noch wie vor, wir ewig Deine wir?

Wer aber stellt sich uns, wie du getan hast, für?


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 43-44.
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