7. Als H.M. Elias Major Poëta Laureatus worden

[116] 1631 Mai 8.


Die himmelische Kunst, durch die wir unsre Sinnen,

die auch vom Himmel sind, zu Himmel schwingen künnen

hoch über unsre Gruft; der wahre Widertod,

der uns nach uns belebt und machet frisch und rot,

wenn wir vorlängst erblaßt: das sind die hohen Gaben,

die von der Poësie ein reger Mut kan haben,

der mehr als Erde liebt, der durch die Zeit sich reißt.

Durch sie er schon ein Gott, weil er noch Mensch ist, heißt.

Der klagen Geister Witz, der ist hierzu vonnöten;

der Fleiß kan nicht allein' uns machen zu Poëten.

Hier muß das Beste tun die günstige Natur,

die unsre Seelen weist auf eine bessre Spur,

als wo der Pöbel kreucht. Und ihr seid auch von diesen,

so sich die Himmelsgunst sehr freundlich hat erwiesen,

und sie mit Kunst erfüllt! Auch ihr glüht von der Glut,

die der Poëten Sinn' allzeit beflammen tut!

Wolan, so nehmt nun hin die immergrüne Krone,

die euch, Herr Major, gibt für euren Fleiß zu Lohne

der klugen Schwestern Zunft! Nehmt hin und setzt sie auf

und schwingt euch freudig hin, wo der Poëten Hauf'

umb ihren Pindus tanzt. Die frische Hippocrene

fleust reicher als zuvor, der breite Platz ist schöne

von Neuem ganz begrünt, auf dem ihr tichten solt.

Das ganze Himmelsfeld ist blau und pures Gold.

Apollo gibt euch selbst von Hand zu Hand die Saiten,

die er auf seiner Harf' auch führete vor Zeiten.

Der ganze Helicon ist still' und höret an,

was dieser neue Gast für schöne Lieder kan,[116]

wie er so wol besteht. Ich, der ich weit zurücke

von eurer Hochheit bin, wündsch' euch zu diesem Glücke,

was mancher wündschet ihm. Tut, was ihr vor getan,

daß man auch seh' an euch, was ein Poëte kan!

Von Leipzig übersendets


Paull Flemming.

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 116-117.
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