5. Heinsius sein Holländisches Solvi non possum, nisi magis constringar

[210] Wol dem, der in dem Feld' immitten unter Lanzen

und Degen, die man blößt, den trüben Tanz mag tanzen,

den Alle müssen tun, der sinkend in den Sand

den letzten Fußfall tut für Gott und vor sein Land!

Ich aber armer Mensch hab' einen Krieg gewaget,

da mir bei Furcht und Angst der Tod auch wird versaget.

Mein Feind, der ist mein Lieb; die mir den Tod antut,

die acht' ich Allem vor und bin ihr mehr als gut.

Ihr Antlitz ist ihr Schwert, die Worte sind die Klingen,

darmit sie mich verletzt, die Arme starke Schlingen,

darein sie mich verstrickt. Die Pfeile, mein Verdruß,

das sind die Augen selbst, die ich doch lieben muß.

O freundliche Gewalt, wie soll ich mich doch retten,

der ich gebunden bin mit solchen süßen Ketten?

O Feind, den ich mir such', o Leiden ohne Pein,

ich muß um los zu gehn noch mehr gebunden sein.
[210]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 210-211.
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