12. Als er zu Schaden am Auge kommen

[216] Ich fühl', ach gar zu spat, o Amor, deine Rach'.

Halt' an, du großes Kind, halt' an und tu gemach!

Ich muß bekennen itzt, ich triebe fast nur Possen

aus deiner Bogen Kunst und tötenden Geschossen.

Nun siehst du dir an mir gar viel ein ander Ziel.

Da ich des Herzens Zweck getroffen haben will,

da wendest du das Rohr, verletzest mein Gesichte.

Ach, Rächer meiner Schuld, wie scharf ist dein Gerichte!

Vor kunt' und wolt' ich nicht, itzt kan ich sie nicht sehn,

wie gern' ich immer will. Ist mir nicht recht geschehn?


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 216.
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