8. An eine Jungfrau, auf dero Namenstag

[334] Schöne, schaut! Der Sonnenschein

will heut' euer eigen sein.

Ihrer Strahlen güldnes Licht

giebt sich heut' in eure Pflicht.


Sie ist froh, als wie sie war,

da sie euch zur Welt gebar,

wie sie noch in euch gebiert,

was euch keuschen Jungfern ziert.


Euer schöner Name macht,

daß sie mehr als frölich lacht.

Lacht auch frölich, edle Zier!

Ihres Glanzes Glanz seid ihr.


Unterdessen seht nicht an,

daß ich euch nichts schenken kan!

Gläubt, was euer Herze spricht:

Liebe sieht auf Gaben nicht!


Diß Band setz' ich bei euch ein,

daß es soll ein Pfand nur sein.

Ich bin wol versichert mir:

Pfand und Band, das seid selbst ihr.


Unter eines Andern Namen.[334]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 334-335.
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